Das kommt Ihnen bestimmt bekannt vor: Sie stehen gedankenverloren am Kopierer oder haben in einer Besprechung eine Idee vorgebracht und plötzlich wirft Ihnen ein Mitmensch etwas an den Kopf. Nein, kein Papierflieger, sondern eine Wortgranate. Die trifft so unerwartet, dass Ihnen die Luft wegbleibt und Sie erst einmal nichts sagen können. Die passende Antwort fällt Ihnen erst auf dem Nachhauseweg ein – viel zu spät. In Ihnen wächst ein Wunsch: Sie möchten einfach schlagfertig sein und beim nächsten Mal schnell und mit treffenden Worten reagieren können.
Dieses Bedürfnis ist menschlich, universell und mir selbst gut bekannt. Da ich bei meinen Stimm-Workshops immer wieder auf das Thema angesprochen werde, habe ich dazu zahlreiche Bücher gelesen. Zum Beispiel „Die Schlagfertigkeitsqueen“ von Nicole Staudinger. Ich fand das Buch richtig gut. Bei der Lektüre habe ich viel gelacht, etliche Dinge unterstrichen und gedacht: „wow“- das ist eine tolle Idee. Das blieb sie auch, denn zur praktischen Anwendung kam es nicht. Nicht weil ich die Killer-Prasen wie „so, so“, „Potzblitz“ und so weiter nicht im Hinterkopf gehabt hätte. Sondern weil das in der brenzligen Situation wie ein billiges „copy-paste“ geklungen hätte. Auf gut deutsch: wie eine schlecht gefertigte Kopie. Denn die Tatsache ist nicht von der Hand zu weisen. Ich bin eben nicht Nicole Staudinger, sondern Sigrid Haas. Aber vielleicht passt das Buch ja für Sie.
Ich persönlich bin zum Schluss gekommen, dass meine beste Schagfertigkeit die ist, zentriert und natürlich zu bleiben. Meine Strategien hierfür sind:
1) Die Briefkastentechnik
„Fragen Sie sich: Ist diese Nachricht wirklich persönlich an mich gerichtet oder dem allgemeinen oder punktuellen Unmut meines Gegenüber geschuldet? Und wenn ja: möchte ich Sie annehmen? Oder sofort in den Papiermüll befördern, weil nichts Wertvolles darin ist?“
2) Die Entscheidung fürs Glücklichsein
Wenn Sie den Kommentar annehmen (nach Anwendung der Briefkastentechnik bleiben erfahrungsgemäss von 10 Kommentaren noch 2 übrig), dann stellen Sie sich die Frage: Möchte ich recht haben? Oder möchte ich glücklich sein? Beides gleichzeitig geht nicht. Wenn Sie sich fürs Glücklichsein entscheiden, werden Sie praktisch unangreifbar.
3) Die Gewohnheit, Gutes zu erwarten
Nun kommt der wichtigste Punkt: wenn Sie Schläge erwarten, bekommen Sie welche. Wenn Sie aber um Ihre innere Stärke wissen, strahlen Sie Souveränität und Ruhe aus. Das geht nur, wenn Sie sich darüber klar sind, wie Sie die Welt sehen und gestalten möchten. Ist Ihre Welt eine Welt der ständigen Agression und des Angriffs oder eine Welt der Empathie und des Wohlwollens?
Wenn sich der dritte Punkt für Sie zu sehr nach „kumbaya“ anfühlt, dann prüfen Sie, was Ihr Körper dazu sagt. Mit dem gehen Sie bekanntlich durchs Leben. Stellen Sie sich folgende Situationen vor:
Fall 1: Sie gehen über eine schwankende, wacklige und uralte Hängebrücke, die in jedem Moment ihren Geist aufgeben kann. 700 Meter tiefer tobt ein reissender Fluss.
Wie fühlen Sie sich? Was macht Ihre Atmung?
Fall 2: Sie gehen über eine stabile, einladende und gut gesicherte Brücke. Ein Meter unter ihnen gurgelt ein kleiner Bach im Sonnenschein.
Wie fühlen Sie sich? Was macht Ihre Atmung?
In welcher Situation wären Ihnen spontan die besseren „schlagfertigen“ Antworten eingefallen?
Wenn Sie „Fall 1“ antworten, dann sind Sie ein ganz besonderer Mensch. Hut ab!! Ich würde Sie gerne persönlich kennnenlernen, um von Ihnen zu erfahren wie Ihnen das gelingt. Denn ich habe gelernt: es gibt nichts, was es nicht gibt.
Wenn Sie Fall 2 antworten, sind Sie wie 99,99% aller Menschen, die ich bisher kennengelernt habe. Ihnen fällt es leichter, spontan, witzig und kreativ zu sein, wenn Sie wach und entspannt sind.
Wie erreichen Sie nun diesem nirvanaähnlichen Zustand– wach und entspannt? Ich verspreche es Ihnen, das geht auch ohne Schlagabtausch, sogar ohne Rat-Schläge. Allenfalls Schagsahne lasse ich gelten. Wenn es Ihnen gelingt, einen „Angriff“ innerlich in ein „Kompliment erster Sahne“ umzutaufen, dann sind Sie souverän. Das kann man trainieren. Ich zeige Ihnen gerne wie. Wenn Ihr innerer Dialog stimmt, dann können Sie nach aussen überzeugen: mit Ihrer Körperhaltung, Ihrer Mimik und mit Ihren Worten.