„Coffee to go auch zum Mitnehmen“ – so heißt die augenzwinkernde Botschaft einer Postkarte, die in unserer logopädischen Praxis am Küchenschrank hängt. Mich bringt sie immer wieder zum Lächeln. Ich habe mir schon überlegt, eine Karte mit dem Spruch „Stimme to go“ zu entwerfen. Damit Sie nicht vergessen, Ihre Stimme immer mitzunehmen.
Aber zum Kaffee. Unter uns gesagt: schmeckt Ihr „coffee to go“ wirklich nach Kaffee oder nicht auch nach aufgewärmter Pappe? Vom CO2-Abdruck der Pappbecher möchte ich an dieser Stelle gar nicht sprechen. Und auch nicht davon, dass Kaffee als säurehaltiges Getränk Ihrer Stimme Feuchtigkeit und Elastizität entzieht und daher mit Verstand und in Maßen genossen werden sollte. Sondern ich frage mich Folgendes. Kann unser Körper beim Frühstücken oder Mittagessen im Stehen oder unterwegs tatsächlich neue Energien aufnehmen? Wozu verwenden Sie und ich die Zeit, die wir angeblich durch solche „to-go“ Manöver sparen? Könnte es sein, dass dieser Selbstoptimierungs-Lifestyle auf lange Sicht gesehen eine große Lüge ist?
Die gute Nachricht ist: mit Stimme und Atmung besitzen einen eingebauten Lügendetektor. Die beiden sind so sehr mit Ihrem ureigenen Inneren verquickt, dass sie sich nichts vormachen lassen. Auch nicht von Starbucks. Beide begleiten Sie von ihrem ersten Lebensmoment an, wohin Sie auch gehen. Das nenne ich Stimme to go!!!
Lohnt es sich dann nicht, diese beiden Begleiter liebevoll zu umsorgen? Stimme und Atmung sind nicht anspruchsvoll. Ein bisschen gesunder Menschenverstand ist ausreichend. Um auf Dauer gesund zu bleiben, brauchen sie:
1) einen erquickenden Schlaf
2) frisch zubereitetes Essen und viel Zeit zum Genießen und Kauen desselben
3) Bewegung an der frischen Luft und
4) einen harmonischen Lebensrhythmus – individuell auf jeden Menschen abgestimmt.
„Ja super, höre ich Sie jetzt sagen. Erzählen Sie das mal meinem Chef oder meiner Familie. Ich lebe doch nicht in einer Wellness-Oase.“ Genau. Da lebe ich auch nicht. Bei der Umsetzung geht es nicht um einen radikalen Wechsel in Ihrem Lebenswandel, sondern um kleine Schritte „to go“. Dafür eben jeden Tag.
Trinken Sie einen Kaffee weniger und essen Sie dafür einen knackigen Bodensee-Apfel. Boykottieren Sie den Aufzug und laufen Sie die Treppen hoch und runter. Lüften Sie häufiger und schnuppern Sie dabei die frische Luft. Gönnen Sie sich am Wochenende eine Siesta und machen einen kleinen Urlaub im Alltag. Nutzen Sie Düfte wie Lavendel, um sanfter einzuschlafen…Lauschen Sie nach Innen und Sie werden spüren, was Ihnen gut tut.
Lassen Sie dabei Ihrer eigenen Kreativität freien Lauf. Manchmal sind es auch unkonventionelle Ideen, die nach oben kommen. Wie bei mir neulich, als ich seit langem wieder mal das Bedürfnis hatte, einen Purzelbaum zu machen. Ein tolles Gefühl! Was es auch sei, die Belohnung wird sofort spürbar. Sie fühlen sich wacher, entspannter, lebendiger.
Warum Atmung und Stimme so anders ticken als das, was wir üblicherweise als Erfolgsrezepte anwenden („schaffe, schaffe, Häusle baue“), das wird Thema meines nächsten Blog-Beitrags sein. Das schon einmal im Voraus: damit es uns gut geht, können wir viele Dinge sein- und loslassen. Zum Beispiel auch den Anpruch auf Selbstoptimierung.