Ein Exklusiv-Interview mit dem Zwerchfell, Ihrem offiziell amtierendem Hauptatemmuskel TEIL 1
SH: Sehr geehrtes Zwerchfell, eine Frage vorweg: wie sind Sie zu Ihrem exklusiven Namen gekommen?
ZF: (lacht). Diese Frage wird mir oft gestellt. Also: mein Vorname „Zwerch“ kommt vom altdeutschen „quer“, denn ich liege quer in Ihrem Körper. Aber nicht flach, sondern ich habe zwei Kuppeln und auch einige gut abgesicherte Durchgänge. Mein Nachname „Fell“ bedeutet einfach, dass ich eine Trennwand darstelle zwischen dem „Luftbereich“ (Brusthöhle) und dem „Wasserbereich (Bauchhöhle). Das ist lebenswichtig. Alle, die einmal Wasser in der Lunge hatten wissen das.
SH: Und in Akademikerkreisen werden Sie oft mit dem Namen Diaphragma vorgestellt…
ZF: Das stimmt. Das ist der Name in meinem altgriechischen Pass. Oft führt das aber zu erheiternden Momenten, weil ich dann mit meiner angeheirateten Kusine verwechselt werde, die hautpberuflich im Bereich der Empfängnisverhütung tätig ist. Das ist ein ganz junges und verrücktes Fräulein, das eben nicht wie ich über Jahrmillionen speziell für Säugetiere entwickelt wurde.
SH: Haben Sie sonst noch Verwandte?
ZF: Ja, unseren ganzen Stammbaum nennt man auf schlau die Diaphragmen-Kette. Wir sind sehr eng miteinander verbunden. Im weiteren Sinn geht es los mit dem Boden, auf dem Sie stehen. Das ist für Ihren Körper die erste quere Ebene, die Halt und Stabilität gibt. Dann kommt als zweites der Beckenboden (den übrigens auch Männer haben!). Als dritte bin ich an der Reihe, das von den Proportionen her größte und kräftigste Exemplar der Familie. Und alle sagen immer, ich sehe aus wie eine Qualle. Zum vierten Diaphragma habe ich eine besonders innige Beziehung: es sind die Stimmlippen! Wenn sie geschlossen sind, bilden sie ebenfalls eine quere Ebene. On top ist dann die Nummer 5: ein Diaphragma zwischen Gehirnbasis und Hypophyse.
SH: Können Sie ein Beispiel für eine Diaphragma-Familienparty geben?
ZF: Wir sind sehr vergnügungssüchtig. Jedes Mal, wenn Sie etwas Schweres heben, treten wir gleichzeitig in Aktion: Sie stemmen die Füsse am Boden ab, der Beckenboden spannt sich an, ich selbst werde aktiv und Ihre Stimmlippen schliessen sich. Im Klartext, immer, wenn Sie Sprudelkästen schleppen, eine grosse Sitzung auf dem stillen Örtchen haben oder Presswehen, dann ist bei uns grosses Kino. Wichtig ist, dass Sie es nicht übertreiben und in einem natürlichen Atemrhythmus bleiben, sonst gibt es ein Hangover.
SH: Danke, dass Sie uns Ihren Stammbaum aufgezeigt haben. Im nächsten Teil unseres Interviews werden wir genauer auf Ihren Wohnort eingehen. Bis dahin wünsche ich Ihnen eine gute Zeit!