man hört nur mit dem Herzen gut

Man hört nur mit dem Herzen gut – Über die Kunst des Zuhörens

„Was bitteschön hat Zuhören mit der Stimme zu tun?“  werden Sie sich jetzt fragen. Schliesslich möchten Sie auf diesem Blog lernen, Ihre Anliegen gekonnt auszudrücken und auf den Punkt zu bringen. Und das mit einer stimmlichen Präsenz, die überzeugt und Wirkung zeigt. Sie haben völlig recht. Das ist die eine, die äussere und glänzende Seite der Medaille. Der Ausdruck, die Außenwirkung, die Botschaft, die begeistert!

Doch wie sind die Ideen und Gedanken, die Sie heute so selbstverständlich als Ihre eigenen betrachten zu Ihnen gelangt? Wie kam das grosse Wunder zustande, dass  Sie heute eine, vielleicht sogar mehrere Sprachen fliessend sprechen und sich mit Menschen in aller Welt austauschen können? Wie ist dieser Wort-Schatz in Ihr Leben gelangt? Woher haben Sie eine Ahnung, wie Ihre Stimme klingt und die Ihrer Mitmenschen? In anderen Worten: was wären wir ohne das Hören? Und was wäre der glänzendste Redner ohne jemand, der ihm zuhört?

Wir alle wissen es: Das Hören alleine reicht nicht aus, um den Raum für einen wahrhaftigen Dialog zu schaffen. Dazu braucht es das Zuhören.  Diese kleine Silbe „zu“ hat hier nichts mit dem schnöden „auf“ und „zu“ eines Gurkenglases zu tun. Nein, das „zu“ ist eine fast magische Wortkombination, die  uns dazu ermutigt, uns unserem Gegenüber zu öffnen und ihm Raum und Zeit zu schenken. Es ist das „zu“ in Wörtern wie:

Zukunft
Zusammenhang
Zusammengehörigkeit
Zuversicht
Zuwendung
Zuneigung

Zuhören, das beschreibt Richard Stiegler in seinem Buch „Nach innen lauschen“ als zugewandtes Hören. Wir können lernen, uns selbst anzunehmen so wie wir sind, indem wir unserer inneren und äusseren Stimme Wohlwollen entgegenbringen. Und wir können das Zuhören als Möglichkeit erfahren, uns mit anderen Menschen zu verbinden, selbst wenn diese unsere Meinungen nicht teilen. Nur dann, wenn wir den Versuch wagen, den Menschen hinter seinen Meinungen vorurteilsfrei kennenzulernen – so meint Stiegler – kann das Zuhören eine heilsame und belebende Wirkung entfalten. In Anlehnung an Antoine de Saint Exupéry würde ich sagen: „Man hört nur mit dem Herzen gut.“ Das bedarf der Übung. Es ist nicht einfach, unser Herz immer wieder aufs Neue zu öffnen und von dort aus zuzuhören, ohne dass Vorurteile oder Gegenargumente unseren Blick trüben. Aber es ist möglich.

Es lohnt sich, zuzuhören. Nicht nur der Mensch, dem Sie aufrichtig zuhören wird beschenkt, sondern auch Sie selbst. Denn oft fällt beim Zuhören plötzlich der sprichwörtliche Groschen. Sie erkennen einen Zusammenhang, der vorher unsichtbar war. Sie lernen den anderen Menschen (oder sich selbst) neu kennen und können wertvollere Rückmeldungen geben. Ihr eigenes Sprechen, Ihre Sprache gewinnt an Klarheit, Tiefe und Präzision. Zuhören ermöglicht die Entschleunigung, die Sie brauchen, um im Anschluss daran Wesentliches und Mutiges auszudrücken. Über das genaue Zuhören bekommen Sie Aufschluss darüber, wie es Ihnen und den anderen geht. Zumindest dann können Sie bewusst beschliessen, dass Sie (hoffentlich) gute Stimmung verbreiten möchten.

Genau das können Sie jetzt im Eigenversuch ausprobieren: nehmen Sie Ihr Handy oder ein Aufnahmegerät zur Hand und nehmen Sie folgenden Text auf:

„Tatsächlich ist das Leben weder schwer noch leicht. Das Leben ist man selbst. Belastet man sich, ist auch das Leben schwer; tut man das nicht, dann ist eben das Leben ein leichtes. Wer fliegen will, braucht keine teuren Metallkonstruktionen und braucht keinen Reichtum. Es genügt, sich ganz leicht zu machen und sich dem Wind, sprich dem Leben, anzuvertrauen.“
(von Lenny Löwenstein, anderswwwo.de)

Klopfen Sie sich auf die Schulter und hören Sie sich wohlwollend!!! zu. Es geht nicht um Perfektion oder Leistung, sondern um ein spielerisches Experiment.

Im nächsten Beitrag erfahren Sie, warum die anderen Menschen Sie nie genau so hören wie Sie selbst. Und warum sich Ihre Stimme „in echt“ viel schöner und lebendiger anhört als auf einer Sprachnachricht oder einem Anrufbeantworter. Dafür gebe ich Ihnen mein Wort.

 

 

 

 

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