Ja, Sie haben ein ganz persönliches Klang-Mantra*, nämlich Ihren Vornamen. Wenn Sie nicht gerade in ein Kloster eintreten oder einen Künstlernamen annehmen, begleitet Sie dieser Klang ihr ganzes Leben lang. Zunächst erfahren Sie diesen Klang „passiv“, als Zuhörer. Dieses meist liebevolle „Ins-Leben-gerufen-werden“ beginnt manchmal schon im Mutterleib. Wie eine unsichtbare zweite Nabelschnur verbindet Sie ihr Name mit Ihrer Mutter und damit auch mit Ihrer Muttersprache. Im Klang eines jeden Namens wohnt ein Zauber inne, möchte ich in Anlehnung an Hesse sagen.
Dann kommt der Tag, an dem Sie Ihren Namen zum ersten Mal bewusst aussprechen und sich damit als „Einzelner“, (scheinbar) getrennt von den anderen wahrnehmen. Ab diesem Zeitpunkt werden Sie tausendfach wiederholen: ich bin Sigrid, Berta, Monika, Thomas, Uwe…Was wir dabei immer wieder aufs Neue bekräftigen ist zweierlei:
1) unser Name als Programm, also in meinem Fall ein nordisches Epos: „Sigrid“ als die reitende Amazone, die Sieg, Schönheit und Weisheit bringt. Uff!! Daran hatte ich lange zu knabbern. Inzwischen bin ich innerlich und äußerlich gewachsen und finde, dass ich ihn jetzt mit einer entspannten Würde tragen kann. Ja, er passt zu mir.
2) unser Name ist, wie alles im Universum, Klang. Darauf möchte ich in diesem Beitrag besonders aufmerksam machen. Unser Name ist ein Klangmuster, dessen Vibration weit über das hinausgeht, was unser Kopf verstehen kann. Genau das besagt das Wort Mantra. Es ist eine „magische Formel“, die aus einem Wort oder einem Satz besteht. So können wir uns in einen Klang versenken, um Eins mit uns selbst zu werden.
In unserem Fall ist dieser Klang kein „traditionelles“ Mantra wie „So-ham“ (ich bin) aus dem Hinduismus, sondern praktischerweise unser eigener Vorname.
Machen Sie diese kleine Übung:
Schließen Sie die Augen und sprechen Sie Ihren Vornamen sanft und deutlich aus. So, wie Sie einen sehr geliebten Menschen ansprechen würden. Das ist Ihr Mantra, das Sie jeden Tag, beim Melden am Telefon, bei jeder Sprachnachricht, bei jeder Unterschrift wieder mit dem verbindet, was Sie im Grunde sind. Ein einzigartiges und kostbares Geschöpf des Universums.
Probieren Sie jeden Laut Ihres Vornamens einzeln aus. Welche Resonanz lösen die Laute in Ihnen aus? Bei mir startet der Name mit einem energiereichen stimmhaften „S“ und endet mit einem weich gesprochenen „T“, auch wenn es als „d“ geschrieben wird. Dazwischen liegen die beiden „i“s, deren Licht im Kontrast zu den dunkleren Rachenlauten „G“ und „R“ nur um so heller scheinen kann. Wie sieht die Klanglandschaft Ihres Namens aus? Wenn Sie dazu Fragen haben, kontaktieren Sie mich gerne. Oder lassen Sie sich hier von Toni inspirieren, wenn er in der West Side Story den Namen seiner Geliebten besingt: All the beautiful sounds of the world in a single word: Maria.
Zum guten Schluß gebe ich Ihnen etwas Schönes mit auf den Weg. Es sind weise Worte der kanadischen Dichterin Anne Carson. Sie sagt: „Jeder Laut, den wir von uns geben, ist ein Stückchen Autobiographie.“ Also fragen Sie sich: welche Leuchtspur möchte ich am Himmel des Klanguniversums hinterlassen? Wie weit, wie hoch, wie tief möchte ich meine Mitmenschen mit meiner Stimme berühren?“
Darum geht es in meinem diesem Beitrag. Denn es ist nicht egal, was wir sagen und wie wir etwas sagen. Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Freude beim bewussten Erforschen Ihres persönlichen Klang-Mantras.
*Aus Gründen der größeren Klarheit und für alle, die wie ich (noch) nicht fließend sanskrit sprechen, verwende ich bewusst den Begriff Klang-Mantra. Ich weiß, dass dies „doppelt gemoppelt ist.“ Klang-Klang.