Auf den Punkt zu kommen ist eine Kunst. Das gilt für viele Bereiche, das Sprechen, das Schreiben und auch das Komponieren. Schon Johannes Brahms wusste davon ein Lied zu singen, wenn er lapidar kommentiert: „Es ist nicht schwer zu komponieren. Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen.“
Beim Trennen vom Wesentlichen und Unwesentlichen hilft uns kein geringerer als Sokrates. Denn bekanntlich führen klare Gedanken zu klaren Aussagen. Dazu gibt es folgende Geschichte:
„Einst wandelte Sokrates durch die Strassen von Athen. Plötzlich kam ein Mann aufgeregt auf ihn zu. „Sokrates, ich muss dir etwas über deinen Freund erzählen, der…“ „Warte einmal, „unterbrach ihn Sokrates. „Bevor du weitererzählst – hast du die Geschichte, die du mir erzählen möchtest, durch die drei Siebe gesiebt?“ „Die drei Siebe? Welche drei Siebe?“ fragte der Mann überrascht.
„Lass es uns ausprobieren,“ schlug Sokrates vor. „Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit. Bist du dir sicher, dass das, was du mir erzählen möchtest, wahr ist?“ „Nein, ich habe gehört, wie es jemand erzählt hat.“ „Aha. Aber dann ist es doch sicher durch das zweite Sieb gegangen, das Sieb des Guten? Ist es etwas Gutes, das du über meinen Freund erzählen möchtest?“ Zögernd antwortete der Mann: „Nein, das nicht. Im Gegenteil….“ „Hm,“ sagte Sokrates, „jetzt bleibt uns nur noch das dritte Sieb. Ist es notwendig, dass du mir erzählst, was dich so aufregt?“ „Nein, nicht wirklich notwendig,“ antwortete der Mann. „Nun,“ sagte Sokrates lächelnd, „wenn die Geschichte, die du mir erzählen willst, nicht wahr ist, nicht gut ist und nicht notwendig ist, dann vergiss sie besser und belaste mich nicht damit!“ (Stangl, 2020).
Diese drei Siebe also, Wahrheit, Güte und Notwendigkeit helfen uns automatisch, auf den Punkt zu kommen und reduzieren eine große Menge von über-flüssigem Redeschwall. Denn was immer wir von uns geben ist Energie, die wir uns selbst und den anderen zuführen und die sollte bestenfalls erquickend sein und einen Mehrwert haben. Andernfalls ist es platt gesagt Umweltverschmutzung.
Wenn also dieser wichtige Punkt geklärt ist – Ihre redliche Absicht bei dem WAS Sie sagen, dann können wir uns dem zuwenden, WIE Sie es sagen. Denn umgekehrt führen auch klare Formulierungen zu klaren Gedanken. Ich habe folgende Tipps für Sie zusammenstellt:
1) Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Nutzen Sie die Kraft von Bildern. „Ich fühle mich in meinem Element“ können Sie verwandeln in „ich fühle mich wie ein Fisch im Wasser.“ Oder statt“ Lisa und Toni haben uns verwöhnt“ probieren Sie aus: „bei Lisa und Toni war es wie im Schlaraffenland.“ Stellen Sie sich beim Sprechen diese Bilder so plastisch wie möglich vor, mit allen Sinnen.
2) Verwenden Sie Fakten
Dies ist besonders wichtig, wenn Sie eine wohlwollende Neutralität herstellen möchten und damit subjektive Annahmen vermeiden, die oft zu Missverständnissen führen. Statt „du kommst immer zu spät, mir reicht es jetzt, so kann das nicht weitergehen usw.“ probieren Sie aus: „ich habe beobachtet, dass du heute morgen um 9.30 Uhr ins Büro gekommen bist. Gibt es dafür einen besonderen Grund?“
3) Artikulieren Sie deutlich und machen Sie Pausen
Falls Sie warmsprechen möchten, können Sie das Wort des Tages PUNKT nutzen. Denn hier sind die drei wichtigen Wach-und Klarmacher P-T-K frei Haus mitinbegriffen. Sprechen Sie langsam und bewusst Punk-t. Punk-t.Punk-t. Mit einem zackigen „t“ am Ende und nutzen Sie dieses, um eine Sprechpause einzuläuten. Übertragen Sie diesen Prozess auf Ihren Sprechvorgang.
Machen Sie Pausen. Dadurch entsteht die Möglichkeit, Rückfragen zu stellen. Das ist eine gute Methode, um herauszufinden, ob Sie bei Ihrem Gegenüber „auf den Punkt“ gekommen sind.
Wie bedeutsam der Punkt und auch die anderen Satzzeichen für eine gelungene Kommunikation sind, das erfahren Sie in meinem nächsten Beitrag. Darin geht es um den bewussten Einsatz der Sprechmelodie – einer von vier Tipps, um mit Maske leichter atmen und sprechen zu können.